In bewährter Tradition hält die Società di Studi Romagnoli jährlich in kleineren Orten der Romagna lokalhistorisch geprägte Tagungen ab, die folgend in die Jahresbde. der Zs. einfließen. Der 71. Convegno fand im Oktober 2020 in Galeata und Santa Sofia statt, die Beiträge finden sich unter dem Titel Studi su Galeata e Santa Sofia, Studi Romagnoli 71 (2020) S. 33–[816]. In diesem Fall lag der Schwerpunkt auf der klassischen und ma. Archäologie. An dieser Stelle können nur die Aufsätze mit Bezug zur ma. Geschichte Berücksichtigung finden. Alessia Morigi / Riccardo Villicich, Ieri oggi domani. La missione archeologica dell’Università di Parma presso la villa di Teoderico a Galeata (S. 79–128), präsentieren mit umfangreichem Bildmaterial die Ergebnisse der Grabungsphase von 2018–2021 in der sogenannten „villa di Teoderico“ in Galeata im Hügelland der Provinz Forlì-Cesena. Der Fund eines oktogonalen Raums mit einem hochwertigen Bodenmosaik aus dem späten 5. oder beginnenden 6. Jh., der Repräsentationszwecken diente, stützt die These der Archäologen des Deutschen Archäologischen Instituts (1942), dass Teile des Gebäudekomplexes als Palast oder Jagdresidenz von Theoderich genutzt wurden. Weitere Ergebnisse der Grabung von 2021 werden kurz vorgestellt. – Carla Sfameni, La villa di Galeata e l’archeologia delle ville in Italia tra tardoantico e altomedioevo (S. 189–218), ordnet die Grabungsergebnisse in den weiteren Kontext der Nutzung spätantiker Villenkomplexe in Italien vom 5. bis zum 7. Jh. ein. Unabhängig von der jeweiligen politischen Lage erstrecken sich die Beispiele von Süditalien (San Giovanni di Ruoti in der Basilicata, Faragola in Apulien) über die Toskana (Aiano-Torraccia bei Chiusi) bis in die Lombardei (Palazzo Pignano). – Raffaele Savigni, Ellero e l’Appennino forlivese tra tardoantico e medioevo (S. 431–470), gibt einen Überblick über die Geschichte der Abtei Sant’Ellero und des Gebiets von Galeata vom ausgehenden 5. Jh. bis in die frühe Neuzeit. Ausgehend von einer ausführlichen Diskussion der Gründungsgeschichte des Klosters auf der Basis der Vita Sancti Hilarii (AA SS Maii III S. 470–475) behandelt der Vf. das Kloster und sein Territorium im Grenzraum zwischen der Romagna und der Toskana. Im 15. Jh. wurde es aus der Jurisdiktion des Bischofs von Forlì gelöst und 1498 der Kongregation von Camaldoli eingegliedert. – Kunstgeschichtliche Aspekte behandelt Paola Porta, Galeata. La scultura altomedievale alla luce dei recenti scavi archeologici nel sito della Villa teodoriciana. Aggiornamenti e riflessioni (S. 471–498). Sie datiert die Fragmente von Skulpturen und Reliefs aus der Villa ins 8.–9. Jh. und vergleicht sie mit ähnlichen Baubestandteilen in der Abtei Sant’Ellero. Die Studie wird durch einen umfassenden Abbildungsteil veranschaulicht. – Eine liturgiegeschichtliche Studie präsentiert Franco Zaghini, Liturgia elleriana-galeatense dell’XI secolo (S. 499–515). Er ediert Teile des Codex Poppi 63 der Bibl. Rilliana in Poppi, einer Hs. des Klosters Sant’Ellero aus dem 11. Jh. Fol. 1r–2r beinhalten die Liturgie der Karwoche nach römisch-karolingischem Ritus und eine symbolische Interpretation des heiligen Kreuzes, fol. 22v einen Kalender der im Kloster gefeierten Feste mit Vorschriften zur jeweiligen liturgischen Kleidung der Mönche. – Neben monastischen Zentren waren auch weltliche Familien im Untersuchungsgebiet aktiv. Anna Falcioni, La contea dei Malatesti di Ghiaggiolo (secoli XIII–XV) (S. 517–540), bietet auf der Basis von Archivalien der Archivi di Stato von Cesena, Forlì, Rimini und Fano einen detailreichen Überblick über die Geschichte des Familienzweigs der Malatesti mit Sitz in Ghiaggiolo (Civitella, Ortsteil Voltre, Provinz Forlì-Cesena) von Paolo „il Bello“ (1269) bis Niccolò Cocco (1464).
Thomas Hofmann
(Rezensiert von: Thomas Hofmann)