I francescani e la memoria culturale dei Luoghi Santi: una discussione di Michele Campopiano, Writing the Holy Land, a cura di Roberto Delle Donne, Reti Medievali Rivista 23,1 (2022) S. 5–78: Der Hg. präsentiert in einer umfassenden Einführung (S. 7–19) die Ergebnisse eines Studientags zu einer rezenten Veröffentlichung von Michele Campopiano (2020), der am 28. Oktober 2021 an der Univ. di Napoli Federico II abgehalten wurde. Er stellt das Werk in den Kontext neuerer Beiträge zur Geschichte der Franziskaner im Vorderen Orient, an der Schnittstelle zwischen West und Ost, und betont dabei das Konzept der memoria als entscheidenden kulturellen Faktor. – Paolo Rosso, Definire una memoria culturale: redazione, assemblaggio, conservazione e circolazione di scritture (S. 21–33), rückt die Methoden der Franziskaner zur Erstellung eines kollektiven Gedächtnisses in den Vordergrund: Sammlung von Textstellen in der Bibliothek des Mons Sion, Kompilation in neuen Sammelhss. und weitere Verbreitung dieser Hss. – Laura Minervini, Costruire la memoria dei Luoghi Santi (S. 35–39), stellt die Frage nach dem Zusammenhang der franziskanischen Sammelhss. und der zahlreichen Pilgerberichte über das Heilige Land in den Volkssprachen im 15. Jh. – Paolo Evangelisti, Memoria e identità di un’istituzione. Note sulla fisionomia della textual community degli scritti francescani di Terra Santa (S. 41–58), rückt den Adressatenkreis der Kompilationen der Franziskaner in den Vordergrund. Hierbei handelte es sich zum einen um Pilger, zum anderen um Geldgeber und europäische Herrscherhäuser, die die franziskanische custodia finanziell und politisch unterstützten. Er regt eine Ausweitung der Forschung auf entsprechende Quellen außerhalb der franziskanischen Produktion an. – Beatrice Saletti, Un nuovo paradigma per la storia dei Francescani in Terrasanta (S. 59–68), unterstreicht die Bedeutung der custodia im Heiligen Land und der volkssprachigen Pilgerberichte für die Ausbildung des Bildes von den Heiligen Stätten in den europäischen Gesellschaften. – Michele Campopiano, La Terra Santa, i frati minori, la memoria: una risposta (S. 69–78), rekapituliert die Beiträge und betont sein Konzept der kulturellen memoria und der Bedeutung schriftlicher Texte für die Ausbildung eines solchen kollektiven Gedächtnisses. Die Rolle der Franziskaner im Heiligen Land sei in der Forschung bisher weitgehend unberücksichtigt geblieben. Er stellt weitere Forschungen im Zusammenhang der Rolle der Heiligen Stätten für die Identitätsbildung des Franziskanerordens in Aussicht.
Thomas Hofmann
(Rezensiert von: Thomas Hofmann)