Alessio Fiore, The Seigneurial Transformation. Power Structures and Political Communication in the Countryside of Central and Northern Italy, 1080–1130, translated by Sergio Knipe, Oxford 2020, Oxford Univ. Press, XXIII u. 293 S., 2 Karten, ISBN 978-0-19-882574-6, GBP 65. – Im Fokus des Buchs steht der Herrschaftswandel im Königreich Italien im späten 11. und frühen 12. Jh. Der Vf. behandelt damit ein Thema, das von der mediävistischen Forschung in der vergangenen Zeit mit unterschiedlichen Resultaten erforscht wurde. Italien lässt sich im Hoch-MA deutlich in drei Herrschaftsräume einteilen: im Süden das Reich der Normannen, in der Mitte Rom und der Kirchenstaat und im Norden Reichsitalien. Die Verbindung des deutschen Königtums mit Reichsitalien hatte sich unter Heinrich IV. und Heinrich V. sehr gelockert. Norditalien wurde in jener Epoche zu einer Städtelandschaft, so dass die Landaristokratie sich gegenüber den aufblühenden Städten nur schwer behaupten konnte. Die Fragestellung des Buchs richtet sich auf die Problematik der Transformation der herrschaftlichen Strukturen im ländlichen Raum im nördlichen und mittleren Italien, wobei die Jahrzehnte um 1100 im Mittelpunkt stehen. Das Werk ist größtenteils eine englische Übersetzung der italienischen Vorlage von 2017, deren Titel lautet: Il mutamento signorile. Assetti di potere e comunicazione politica nelle campagne dell’Italia centro-settentrionale. Der Dank an den Übersetzer wird daher im Vorwort ausdrücklich betont. Das Werk gliedert sich in zwei Teile: Im ersten werden die neuen Rahmenbedingungen der herrschaftlichen Machtverhältnisse um 1100 dargestellt, die Schwäche der kaiserlichen Gewalt, die Ausbreitung der territorialen Machtträger, ferner die Veränderungen in den Dörfern und bäuerlichen Gemeinden. Im zweiten Teil wird der Wandel der Macht im Spannungsfeld von Praxis und Diskurs analysiert: die Krise der königlichen Gewalt, die Beziehungen zwischen Herren und Herrschaftsabhängigen, ferner Aspekte der Ritual- und Memorialkultur. Das Buch behandelt also den herrschaftlichen Wandel in seinen unterschiedlichen Formen im Spannungsfeld von schwacher Königsgewalt und erstarkender Kraft der lokalen und territorialen Mächte. Vor allem die lokalen Herrschaftsträger verstärkten ihre politische und wirtschaftliche Machtbasis, wie der Vf. überzeugend erläutert. Im Anhang findet man ein Personen- und Sachregister, so dass der Zugang zu den einzelnen Teilen des anregenden Werks erleichtert wird.
Werner Rösener
(Rezensiert von: Werner Rösener)