The London Jubilee Book, 1376–1387. An edition of Trinity College Cambridge MS O.3.11, folios 133–157, ed. by Caroline M. Barron / Laura Wright (London Record Society publications 55) Woodbridge 2021, Boydell Press, IX und 133 S., ISBN 978-0-900952-61-6, GBP 60. – Die Edition bietet drei Teile: erstens eine Einführung zu Inhalt und Schicksal des Buchs von B., Bemerkungen zur Hs. und zur Sprache des Buchs von W., zweitens die Transkription des englischen (early English) Texts und drittens eine mit Erläuterungen versehene Übersetzung in modernes Englisch. Grundlage für die Edition ist eine Abschrift aus dem späten 15. Jh. eines Textentwurfs, der 1376 in London verfasst wurde und offiziell Liber de ordinacionibus hieß, aber unter dem Namen Jubilee Book bekannter war. Darin enthalten sind die Ergebnisse einer Reformkommission, die im August 1376 zusammentrat. Sie nahm Beschwerden über drei Aldermen zum Anlass, eine grundlegende Veränderung der Verfassung zu beschließen. Die Wahlen zum Stadtrat sollten zukünftig nicht mehr in den Stadtbezirken, sondern in den Zünften stattfinden; der Stadtrat sollte alle Änderungen der Gesetze bestätigen und keine Entscheidungen im Geheimen treffen. Ab September 1378 waren die in dem Buch beschriebenen Verfahren für die Wahl der Ratsherren und Bürgermeister, der Aldermen in den Stadtbezirken, der städtischen Amtsträger und der jeweiligen (öffentlich zu leistenden) Eide in Kraft. In diesen Eiden wurden die Kompetenzen der Amtsträger genau festgelegt. Zudem wurden die Abläufe für die Gerichte der Sheriffs und in den Versammlungen der Stadtbezirke geregelt. Aber in den folgenden Jahren wurden diese Regelungen und Praktiken als Grund für Konflikte in der Stadt bewertet, und es gab mehrere Versuche, zur alten Ordnung zurückzukehren. Schließlich wurde das Buch im März 1386 außerhalb der Guildhall verbrannt – wegen der darin enthaltenen neuen Eide für die Amtsträger und neuen Gesetze, die gegen die alten und bewährten Gewohnheiten der Stadt seien und für Streit zwischen den Bürgern gesorgt hätten. Jedoch ist der Entwurf des Buchs aus dem privaten Archiv eines Aldermans in den 1480er Jahren in die Sammlung von Abschriften des Anwalts John Foster gelangt – und schließlich in die Bibliothek des Trinity College. Jetzt liegt eine gelungene Edition vor, die (wenigstens) zwei wichtige Elemente (nicht nur) der politischen Kultur in London deutlich macht: erstens die Schwierigkeiten, Neuerungen auf Dauer gegen das Alte zu verteidigen; zweitens die Macht des geschriebenen Wortes, denn erst die Vernichtung des Buchs war Voraussetzung für die Vernichtung der darin enthaltenen Ideen.
Jörg Rogge
(Rezensiert von: Jörg Rogge)