Joshua Hollmann, The Religious Concordance. Nicholas of Cusa and Christian-Muslim Dialogue (Studies in the History of Christian Traditions 185) Leiden / Boston 2017, Brill, VIII u. 245 S., ISBN 978-90-04-32677-4, EUR 167,20. – In drei Schriften setzte sich Nikolaus von Kues (1401–1464) mit dem Islam auseinander: De pace fidei (1453), Epistola ad Ioannem de Segovia (1454) und Cribratio Alkorani (1461). Im Fokus der Monographie steht das erstgenannte Werk, De pace fidei. Als Reaktion auf die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen (1453) beschreibt es die Vision einer Versammlung von Vertretern unterschiedlicher Religionen und Völker im Himmel, die zu der Erkenntnis gelangen, „dass alle Verschiedenheit eher in den Riten als in der Verehrung des einen Gottes begründet lag“ (omnem diversitatem in ritibus potius compertum est fuisse quam in unius Dei cultura, c. 19, 68). So endet die Vision von De pace fidei mit der „Eintracht der Religionen“ (concordia religionum). H. knüpft bei Nikolausʼ Zugang zum Islam an, indem er dessen Konzept der „einen Religion in der Vielfalt der Riten“ (religio una in rituum varietate, De pace fidei c. 1, 6) in den Mittelpunkt seiner Untersuchung stellt. Dabei beleuchtet er die Argumentation in De pace fidei vor dem Hintergrund des literarischen Gesamtwerks des Kusaners, was für das Verständnis von De pace fidei zweifelsohne hilfreich ist. Der Vf. ist zudem bestrebt, die Bezüge zur antiken sowie ma. Theologie und Philosophie in Nikolausʼ Gedankengängen herauszuarbeiten. Nikolausʼ Zugang zum Islam wird auch vor dem Hintergrund seines Wirkens als Kirchenreformer beleuchtet, der um die Einheit innerhalb seiner Kirche und mit der Ostkirche bemüht war. Der Vf. hat außerdem Randbemerkungen in Hss. aus dem Nachlass des Nikolaus von Kues untersucht, die Rückschlüsse darauf erlauben, wie Nikolaus die in diesen Hss. enthaltenen Werke gelesen hat (S. 3, 21, 40, 44, 55, 80, 83f., 101–106, 110, 189f., 217). Der Vf. zeigt auf, wie Nikolaus’ von Kues Zugang zum Islam in De pace fidei in den Grundgedanken von dessen Gesamtwerk verwurzelt ist. Er zeichnet dabei ein weitgehend einheitliches Bild von Nikolausʼ Theologie und Philosophie sowie von dessen Verortung des Islams. Zugleich berücksichtigt er den geistesgeschichtlichen und zeitgenössischen Kontext von Nikolausʼ Werk. Auf diese Weise leistet er einen gewichtigen Beitrag zur Cusanus-Forschung und zur Geschichte des christlich-muslimischen Verhältnisses. Allerdings kommt eine derartig breit angelegte Studie kaum ohne Vereinfachungen in Detailfragen aus. So bleibt fraglich, ob H. das Denken des Kusaners in manchen Aspekten nicht zu sehr vereinheitlicht und dessen Entwicklung zu kurz kommen lässt. Dass die Juden laut De pace fidei möglicherweise von der anzustrebenden „Eintracht der Religionen“ ausgenommen werden (De pace fidei c. 12, 41), übergeht der Vf. in seiner Darstellung der kusanischen Vision vom Religionsfrieden. Die Bibliographie (S. 227–241) ist in Teilen nicht auf dem neuesten Stand.
Joachim Jakob
(Rezensiert von: Joachim Jakob)