DA-Rezensionen online

Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,1 (2023) *.

Sie bleibt nach Erscheinen der Printausgabe online verfügbar.

Christian Meyer, Collections d’Auvergne-Rhône-Alpes, de Nouvelle Aquitaine, d’Occitanie et de Provence-Alpes-Côte d’Azur. Aix-en-Provence, Albi, Arles, Auch, Avignon, Bayonne, Bordeaux, Carcassonne, Carpentras, Clermont-Ferrand, Foix, Fréjus, Grasse, Grenoble, Limoges, Lunel, Lyon, Marseille, Mende, Montauban, Montpellier, Moulins, Narbonne, Nice, Nîmes, Périgueux, Perpignan, Poitiers, Saint-Bonnet-le-Château, Saint-Victor-sur-Rhins, Toulouse (Catalogue des manuscrits notés du Moyen Âge conservés dans les bibliothèques publiques de France 6) Turnhout 2019, Brepols, 430 S., ISBN 978-2-503-58340-2, EUR 95. – Hiermit liegt nun der 6. Band mit den Beschreibungen notierter Hss. des MA in öffentlichen Bibliotheken Frankreichs in den Regionen Sud de la Loire und Sud-Est vor (vgl. zuletzt DA 73, 262). Die Introduction (S. VII–XVIII) geht auf die Depots mit ihrer je eigenen (Sammlungs- und Erwerbs-)Geschichte ein. Es zeigt sich, dass nur ein kleiner Teil der Manuskripte aus den zur Zeit der Revolution aufgelösten Klöstern stammt. Nicht unbedeutend sind Bestände, die auf Bibliotheken von Bischöfen, Gelehrten und Bibliophilen des 17.–19. Jh. zurückgehen. Knapp resümierend erläutert M. zudem das Repertoire der Hss. und die Formen musikalischer Notation. Zu den Regeln für die Hss.-Beschreibung verweist er auf die „Guidelines for the analysis of manuscripts and the drafting of the records of the Catalogue of Noted Manuscripts of the Public Libraries of France (CMN)“, die online verfügbar sind: http://www.musmed.fr/CMN/CMN_directives.pdf. Den Hauptteil bildet der Katalog. Er bietet in alphabetischer Reihenfolge der Bibliotheken die üblichen Informationen zur Beschreibung von Hss. und Fragmenten, die zum Teil in Einbänden wiederverwendet wurden: Titel, Provenienz, Entstehungszeit, Umfang, Maße, Notationsweise und Incipit bei der inhaltlichen Beschreibung. Abschließend folgen Quellen- und Literaturhinweise. In der Sache handelt es sich bei den beschriebenen Hss. um liturgische Bücher der Gattungen, wie sie in der Zeit vom 11. bis zum 16. Jh. üblich und verbreitet waren. Großen Raum nehmen die Bücher für den Gesang in der Messe und im Stundengebet (Officium) ein – Antiphonarien, Gradualien, aber auch Psalterien, Hymnarien und Diurnalien. Zunehmend tauchen Breviere und Missalien auf, mit denen sich markante liturgiegeschichtliche Entwicklungen in der Gestalt der Feier von Stundengebet und Messliturgie verbinden. Nicht weniger bedeutsam sind die Prozessionalien, die als eigenständige Liturgiebücher das Gesangsmaterial für die in der ma. Liturgie so charakteristischen Prozessionen und Umgänge enthalten. Sie weisen oft eine handliche Form auf, um sie bei den Zügen leichter mitnehmen zu können. Vier Indices erschließen den Band: Antiphonen und Responsorien, Hymnen, Propriumsgesänge der Messe, Prosagesänge und Tropen. Aufgrund der Bibliotheksgeschichte der bearbeiteten Regionen zeigt sich in den Sammlungen verständlicherweise ein wenig einheitliches Bild. Dennoch bietet der Band einen hervorragenden Einblick in die Vielgestaltigkeit liturgischer Hss. und die Bedeutung des gottesdienstlichen Gesangs im MA.

Jürgen Bärsch

(Rezensiert von: Jürgen Bärsch)