Über den Hof und am Hofe. Literatur und Geschichtsschreibung im Mittelalter. Sammelband zur internationalen Konferenz des Projekts Forschungszentrum Höfe und Residenzen am Historischen Institut der Prager Akademie der Wissenschaften, Historischen Institut der Universität Luxemburg und Lehrstuhl für Germanistik der Philosophischen Fakultät der Palacký-Universität Olmütz, Prag, 29. Januar 2019, hg. von Dana Dvořáčkova-Malá / Kristýna Solomon / Michel Margue, Dresden 2021, THELEM, 222 S., Abb., ISBN 978-3-95908-438-3, EUR 40. – In Teil 1: Höfische Literatur: Ideale, Stilisierung, Imagination, erinnert Dana Dvořáčkova-Malá, Wilhelm von Wenden und die Marienlegende des Heinrich Clûsenêre. Die höfische Literatur des Prager Hofes vom Ende des 13. Jahrhunderts im Lichte neuer Erkenntnisse (S. 29–44), daran, dass der Prager Hof der letzten Přemyslidenkönige bilingual war und dass an der Wende vom 13. zum 14. Jh. sogar drei Sprachen verwendet wurden (Latein, Deutsch, Alttschechisch). – Bei František Záruba, „Aber leider malen die Leute den Trojanischen Krieg anstelle der Passion Christi“. Ein Beitrag zur malerischen Ausschmückung profaner Burgbereiche in Böhmen und Mähren in der vorhussitischen Zeit (S. 97–112, 9 Abb.), liegt der Schwerpunkt auf Wandmalereien aus der Zeit Johanns von Luxemburg. – In Teil 2: Höfische Historiographie: Erzählen, Propaganda, Erinnerung, behandelt Michel Margue, Auf der Suche nach dem „Hof“. Der reisende „Hof“ Heinrichs VII. in Norditalien und sein Bild in der zeitgenössischen Chronistik (S. 115–146), die Historia des Mailänder Notars Giovanni da Cermenate. – Nach Jana Fantysová Matějková, Guillaume de Machaut und die Königsaaler Chronik (S. 147–162), hat Guillaume die Chronik kreativ weiterverarbeitet. – Antoine Lazzari, Die literarische Reaktion auf den Angriff Johanns von Luxemburg auf Metz (1324) und deren Rezeption durch die lokale Geschichtsschreibung – Überlegungen zum Funktionalitätswandel spätmittelalterlicher Gelegenheitsdichtung (S. 163–174). – Éloïse Adde, Textüberlieferung und Funktionalitätswandel der ‘Dalimil-Chronik’ im Vergleich mit der Chronik Pulkavas (1350–1550). Überlegungen zur Konstitution der (spät)mittelalterlichen Geschichtsschreibung als disziplinäres Feld (S. 175–189). – Lenka Bobková, Das Wort der Selbstzeugnisse, Realität und Tradition. Die Luxemburger in Parma nach der Autobiographie Karls IV. und der anonymen Chronik der Stadt Parma (S. 189–205, 1 Abb.).
Jarosław Wenta
(Rezensiert von: Jarosław Wenta)