The Cambridge History of Medieval Monasticism in the Latin West, ed. by Alison I. Beach / Isabelle Cochelin, Cambridge 2020, Cambridge Univ. Press, XVII u. 1217 S. in 2 Bden., Abb., ISBN 978-1-107-04211-7, GBP 305. – Das Werk, an dem mehr als 80 Vf. aus Europa, Nordamerika und Australien mitwirkten, bietet eine überaus anregende und umfassende Forschungsbilanz zur Geschichte asketischen Lebens im MA. In seiner ordensübergreifenden Konzeption, aber auch durch seine Interdisziplinarität unterscheidet es sich von anderen ordensgeschichtlichen Überblickswerken. Die Hg. gliedern die Darstellung nämlich chronologisch und nicht wie sonst üblich entlang von Regeln, Orden und institutionellen Strukturen. Ob damit ein Wendepunkt in der Historiographie zum ma. Mönchtum erreicht ist (so S. 15), wird die Zukunft erweisen. Unter „monastisch“ subsumieren sie Menschen, die sich Kontemplation und Gebet verschrieben hatten und in einer gewissen Absonderung von der Gesellschaft ein asketisches Leben führten, sei es in Gemeinschaft oder allein (S. 7). Die Bettelorden sind einbezogen, obwohl diese Definition für deren männliche Konvente eigentlich nicht zutrifft; die Ritterorden werden nur vereinzelt gestreift. Eine Bezeichnung des Mönchtums vor der Entstehung von Orden als „benediktinisch“ wird konsequent vermieden, um keine anachronistischen Vorstellungen von Einheitlichkeit und Einheit aufkommen zu lassen. In programmatischer Abgrenzung von traditionellen Kategorisierungen und teleologischen Meistererzählungen richten die Beiträge den Fokus auf die enorme Diversität monastischer Lebensentwürfe und rechnen mit fließenden Übergängen. Damit finden auch Phänomene wie Wandermönchtum, Inklusorien oder Hausaskese Berücksichtigung, vor allem aber gelingt es durch diesen Ansatz, den von Beginn an eigenständigen Anteil geistlicher Frauen am Mönchtum und die Bedeutung von Frauenklöstern für Religion und Gesellschaft in das Gesamtbild zu integrieren. Die Bände gliedern sich in vier zeitliche Sektionen, jeweils eingeleitet von zwei Essays zu Forschungsgeschichte und -trends sowie zu den Quellen. Diese Essays spinnen den roten Faden durch die betreffenden Kapitel und zeigen Forschungsdesiderate auf. Der räumliche Horizont ist bis an die Ränder Europas gespannt. Teil I reicht von den Anfängen christlichen asketischen Lebens in der Spätantike bis zum 8. Jh. Hier findet sich auch das griechische Mönchtum einbezogen. Teil II setzt mit den karolingischen Reformen ein und behandelt die Epoche vom frühen 9. bis zum 11. Jh. Teil III betrachtet das lange 12. Jh. mit der Entstehung und Ausbreitung neuer Orden. Teil IV bezieht sich auf das Spät-MA, in dem die Mendikanten und neuartige Lebenskonzepte wie etwa das Beginenwesen aufkamen. Die Epoche der Klosterreform wird nicht mehr als Verfallszeit aufgefasst. Innerhalb der Sektionen bieten 63 thematische Aufsätze, die vielfach aufeinander verweisen, ein buntes Panorama aktueller Forschungsergebnisse zu unterschiedlichen Aspekten monastischen Lebens sowie seiner materiellen Grundlage und Gestaltung. Zu Wort kommen neben klassischer Historiographie andere mediävistische Teildisziplinen wie Archäologie, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Philologie und Liturgiewissenschaft. Allen Beiträgen gemeinsam ist die Skepsis gegenüber geradlinigen Erzählungen und Verallgemeinerungen. Den Hg. und allen Vf. bleibt zu wünschen, dass von ihrer Arbeit vielfältige Impulse für weiterführende ordensübergreifende, an die internationale Diskussion anschlussfähige, dabei aber durchaus lokal bzw. regional verankerte Studien ausgehen mögen.
Anja Ostrowitzki
(Rezensiert von: Anja Ostrowitzki)