Luciano Palermo, Il mercato romano nel carteggio di Francesco Datini (1377–1409) (RR inedita 91) Roma 2020, Roma nel Rinascimento, 342 S., ISBN 978-88-85800-16-8, EUR 45,00. – Die Umsätze und Gewinne, die Kaufleute während des Spät-MA in Rom erzielten, erreichten Summen, die nur auf den großen internationalen Handelsplätzen wie Venedig, Brügge oder Barcelona übertroffen wurden. Dieser Band zeigt, dass der Geld- und Handelsverkehr in der Stadt zu dieser Zeit nicht nur von den Bedürfnissen der Kurie und der Kurialen geprägt war, sondern auch von denen eines aufstrebenden städtischen Marktes, der sich im Lauf des 15. Jh. stark ausdehnte. Der Kaufmann Francesco di Marco Datini, der um 1400 ein Niederlassungsnetz im westlichen Mittelmeerraum unterhielt, ließ hier seine Interessen durch Korrespondenten vertreten und gründete keine eigene Niederlassung. Von diesen Handelspartnern sind 1882 Briefe, die in den Jahren 1377–1409 in Rom geschrieben wurden, im Datini-Archiv in Prato erhalten geblieben. Das Studium dieser und zahlreicher anderer Briefe aus anderen Städten hat es P. ermöglicht, viele neue Fakten über den römischen Markt und seine internationale Bedeutung zu präsentieren. Auf diese Weise wird die oft beklagte Situation der Quellenarmut in der Ewigen Stadt für diesen Zeitraum erheblich verbessert. Im Anhang finden sich außerdem Abschriften von 90 Briefen, die von Rom aus an die Datini-Gesellschaften in Valencia, Barcelona und Mallorca geschickt wurden. P.s Untersuchung setzt mit der Rückkehr der Kurie aus Avignon im Januar 1377 ein, durch die die wirtschaftliche Bedeutung und das Umsatzvolumen des römischen Handelsplatzes trotz des Schismas in kurzer Zeit stark anstiegen. Er gewinnt aus den Datini-Briefen viele neue Erkenntnisse zu den großen italienischen, insbesondere florentinischen Handelshäusern, die nach umfassenden Analysen der Chancen und Risiken dieses lokalen Marktes in großer Zahl Niederlassungen gründeten und unterschiedliche Sortimentsstrategien und Partnerschaftsstrukturen umsetzten. Eindrücklich vermitteln viele Briefbelege, wie der Informationsfluss funktionierte und äußere Faktoren wie Kirchenpolitik, Krieg, Piraten und Pestilenz die Arbeit der Kaufleute und die Preise beeinflussten. Im zweiten Hauptteil untersucht P. die Einbindung Roms in das internationale Handelssystem im Mittelmeerraum, dessen Funktionsfähigkeit weitgehend von den Beziehungen zwischen den großen politischen Mächten abhing. Auch hier kann er anhand von Zitaten aus Briefen sehr realitätsnah aufzeigen, welche Auswirkungen etwa Spannungen zwischen Venedig und Genua auf die Handelswege, das Warenangebot, die Preise und die Zahlungsabwicklung hatten. Unter den Historikern, die sich mit der Handels- und Bankengeschichte Roms im Spät-MA beschäftigen, zählt P. mit zahlreichen Studien über die Akteure, Handelstechniken und Geschäftsfelder mit Recht seit langem zu den bedeutenden Referenzen. Sein jüngstes Werk ergänzt diesen Leistungsausweis um eine weitere grundlegende Schrift, die künftigen Projekten in diesem Forschungsfeld als Inspiration und Maßstab dienen wird.
Kurt Weissen
(Rezensiert von: Kurt Weissen)