Monica Baldassarri, Le monete di Lucca. Dal periodo longobardo al Trecento, Sesto Fiorentino 2021, All’Insegna del Giglio, 172 S., Abb., Karten, ISBN 978-88-9285-076-7, EUR 40. – In Lucca gab es vom 7. Jh. bis zum Verlust der Selbständigkeit 1847 eine recht umfangreiche Münzprägung. Die Vf., Mediävistin und Direktorin des kommunalen Museums von Montopoli im Val d’Arno, behandelt das Münzwesen dieser Stadt von den Anfängen in langobardischer Zeit bis zum Jahr 1369. Mit der Errichtung der Republik 1107 begann ein auch im Münzwesen sichtbarer wirtschaftlicher Aufschwung der von Färberei und Seidenweberei geprägten Stadt, die sich in permanenter Rivalität zum benachbarten Pisa befand. Die erste selbständige Münzserie der Stadt waren langobardische Tremisses mit dem Vorderseitenmonogramm LVCA, geprägt um 700/730, gefolgt von einem Typ mit Stern und Balkenkreuz, in dessen Spätzeit um 780 der Name Karls des Großen auf den Münzen erschien. Es folgten dessen rare Denare sowohl vor als auch nach der Münzreform von 793. Entscheidend für die weitere Entwicklung war die Reorganisation der fünf königlichen Münzstätten Norditaliens (Venedig, Verona, Mailand, Pavia, Lucca) durch Otto I. im Jahr 960. Die Denare trugen bis ca. 1180 die Namen Otto, Konrad, Heinrich und Markgraf Hugo, in späterer Zeit immobil und ohne Bezug zu diesen Personen. Es folgten nach 1181 unansehnliche Denare mit großem H (für Heinrich) und schwer lesbarem LVCA. Innovativ war um 1201/1209 die Einführung des in Oberitalien schon verbreiteten Grosso d’argento. Er zeigt in Lucca auf der Vorderseite den gekrönten Christuskopf eines Kruzifixes, das unter dem Namen Sanctus Vultus de Luca bekannt ist, und auf der Rückseite den Namen Ottos IV. (OTTO REX). Der Grosso blieb bis weit in das 14. Jh. die Leitmünze Luccas, ergänzt durch den raren goldenen Grosso in Anlehnung an den Augustalis Friedrichs II. In der Blütezeit der Republik unter Castruccio Castracane (1316–1328) entwickelte sich eine Diversifizierung der monetären Typologie mit dem Aquilino piccolo und den Grossi zu zwei und sechs Soldi. Dieser Darstellung der Münzgeschichte folgt der vielleicht wichtigste Abschnitt des Werks: Als Anhang hat die Vf. in vier zeitlichen Abschnitten (700–794; ca. 960–1160/1180; ca. 1160/1180–ca. 1300; ab ca. 1300) das Fundvorkommen Luccheser Münzen, sowohl in Schatzfunden als auch als Einzelvorkommen, im heutigen Italien erfasst und kartiert. Die Untersuchung hat ein zweifaches Verdienst. Sie hat zum Ersten im Anschluss an die bisherigen Arbeiten zur frühen Münzprägung Luccas deren Chrono-Typologie auf breiter Basis diskutiert und neu strukturiert. Erforderlich war dies vor allem bei den von bildlicher Immobilität geprägten Denaren der nachottonischen Phase bis in die frühe Stauferzeit. Zum Zweiten wurde der Geldumlauf der Münzen Luccas erstmals im archäologischen Kontext untersucht. Damit ist die topographische Verbreitung des Luccheser Geldes ebenso zu erkennen wie in den Schatzfunden seine Vergesellschaftung mit den zeitgleichen Prägungen anderer Städte und Herrschaften. Das Werk ist daher, zusammen mit der 2010 erschienenen Arbeit von B. über die frühe Münzprägung Pisas, ein bedeutender Beitrag zur Geld- und Wirtschaftsgeschichte im früh- und hochma. Italien.
Frank Berger
(Rezensiert von: Frank Berger)