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Manuel Hagemann, Herrschaft und Dienst. Territoriale Amtsträger unter Adolf II. von Kleve (1394–1448) (Schriften der Heresbach-Stiftung Kalkar 17) Bielefeld 2020, Verlag für Regionalgeschichte, 910 S., ISBN 978-3-7395-1217-4, EUR 49. – In dieser im Wintersemester 2014/15 von der Univ. Bonn angenommenen Diss., die für die Drucklegung nur geringfügig überarbeitet worden ist (vgl. S. 9), untersucht der Vf. das Territorium Kleve für die Zeit Adolfs II., der hier seit 1394 zunächst als Graf und dann von 1417 bis 1448 als Herzog Herrschaft ausgeübt hat. Weil die spätma. Territorialverwaltung „in hohem Maße personal geprägt“ (S. 12) war, wird dem Gegenstand angemessen eine „möglichst breit angelegte prosopographische Untersuchung der Amtsträger innerhalb eines Territoriums“ (S. 13) angestrebt. Die personale Dimension dieses landesgeschichtlichen Ansatzes zum Klever Territorium hat zur Folge, dass die Grafschaft Mark „ausgespart bleibt …, die Adolf II. seit 1398 in Personalunion regierte“ (S. 15). Die am Beispiel Kleve gewonnenen Ergebnisse sollen ausdrücklich nicht als exemplarisch verstanden werden, denn „der spezifische Fall steht in erster Linie für sich selbst, die erarbeiteten Erkenntnisse sind nicht ohne weiteres auf andere Situationen übertragbar“ (S. 13). Doch sie sind „für die Lokalgeschichte der einzelnen Städte und Ämter des Klever Territoriums auf mikrohistorischer Ebene intensiv nutzbar“ (S. 13). Der Vf. gesteht ein, dass „die Strukturen der Verwaltungsorganisation während des für die vorliegende Studie ausschlaggebenden Untersuchungszeitraums bereits in ihren wesentlichen Teilen erforscht“ (S. 26) sind. Neu ist das „prosopographische Vorgehen“, eine „personalisierte Betrachtungsweise“, und damit lasse sich „ein wirklichkeitsnäheres und ausgewogeneres Bild der Möglichkeiten und Grenzen landesherrlicher Macht zeichnen, als es ein rein strukturgeschichtlicher Ansatz vermag“ (S. 26). So werden die Amtsträger selbst in den Blick genommen, und es wird nach ihren Einflussmöglichkeiten und ihren Strategien gefragt (Kap. IV, S. 211–276). Besondere Beachtung verdient das Kapitel über „Wechselwirkungen zwischen Herrschaft und Dienst“ (S. 277–310). Auf die darstellenden und analysierenden Untersuchungen folgt ein umfangreicher Anhang (S. 373–910). Der Vf. legt hier die prosopographische Grundlegung seiner Studie vor, die aus einheitlich strukturierten 396 Biogrammen der unter Adolf II. ermittelten Amtsträger, alphabetisch nach Familiennamen geordnet, und aus zahlreichen Listen besteht. Ein Register (S. 857–910), das auch den Anhang berücksichtigt, erleichtert den Zugang zu dem vorgelegten Material und den ergebnisreichen und anregenden Untersuchungen. Der Landschaftsverband Rheinland hat die Diss. 2017 durch die Verleihung des Albert-Steeger-Preises ausgezeichnet, der 2021 in „LVR-Wissenschaftspreis“ umbenannt worden ist (vgl. S. 10).

Goswin Spreckelmeyer

(Rezensiert von: Goswin Spreckelmeyer)