San Miniato e il segno del millennio, a cura di Bernardo Francesco Gianni / Agostino Paravicini Bagliani (MediEVI 25) Firenze 2020, SISMEL – Edizioni del Galluzzo, XVIII u. 452 S., Abb., Tab., ISBN 978-88-8450-986-4, EUR 65. – Der Sammelband umfasst die Ergebnisse einer Tagung, die anlässlich des 1000-jährigen Jubiläums der Gründung der Abtei San Miniato al Monte (Florenz) im Jahr 2018 abgehalten wurde. Auf mehr als 400 Seiten wurden insgesamt 20 Beiträge gesammelt, die verschiedene Facetten der in der Forschung immer noch wenig untersuchten Abtei beleuchten. Die Arbeiten der international renommierten Vf. haben allesamt das Ziel, den Kult um den heiligen Minias von Florenz sowie dessen Verbreitung und Rezeption in der vielzitierten Umbruchszeit um das Jahr 1000 zu thematisieren und die Ergebnisse in einen breiteren Forschungskontext einzuordnen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist der Band in vier Themenschwerpunkte unterteilt, die verschiedene Aspekte rund um die Geschichte der Abtei und des Miniaskults behandeln: Mönchtum und Europa um das Jahr 1000 (S. 5–89), die Mark Tuszien und Florenz um das Jahr 1000 (S. 93–171), Ideologien in der Spiritualität und der Hagiographie im 11. und 12. Jh. (S. 175–288), Liturgie und Erinnerung an die Gründung vom 9. bis zum 15. Jh. (S. 291–422). Abgeschlossen wird der Band durch ein Verzeichnis der verwendeten Hss. sowie ein Personen- und Ortsregister. Es ist hier nicht der Ort, die Beiträge im Einzelnen zu besprechen, dafür sei exemplarisch auf einige Tendenzen und Beobachtungen hingewiesen. Auch wenn innerhalb der verschiedenen Sektionen einheitliche Themenvorgaben herrschen, zeigen sich doch unterschiedliche methodische Herangehensweisen an die jeweilige Thematik. Eine große Zahl von Beiträgen nähert sich ihrem Thema ausgehend von einer zentralen Quelle, zum Beispiel, wenn Silvia Nocentini (S. 175–193) anhand der acht Passionen des heiligen Minias zeigen kann, wie sich durch réécriture der bestehende Vitenstoff über die Jahrhunderte veränderte. Cécile Caby (S. 349–368) kann anhand eines Briefwechsels zweier Mönche des Klosters aufzeigen, wie sich zeittypische Gedanken und Ideale in deren Lebenswelt niederschlugen. Daneben finden sich Beiträge, die aus der Perspektive der longue durée auf die Entwicklungen der Zeit schauen und die Ereignisse um San Miniato entsprechend kontextualisieren und einordnen. So blickt, um nur ein Beispiel zu nennen, Giuseppe Fornasari (S. 93–118) auf die Entwicklung des europäischen Mönchtums im 11. Jh., bei der gerade das italienische Umfeld eine besondere Rolle spielte. Ein umfangreicher Sammelband mit dieser Konzeption hat naturgemäß die Schwierigkeit, dass Vieles zwangsläufig episodenhaft bleiben muss. Daher ist es lobenswert, dass eine Vielzahl von Beiträgen Vergleiche zu anderen Zeiten und Regionen bietet, um das Gezeigte entsprechend einordnen zu können. Dies geschieht, nicht unerwartet, aber zu Lasten einiger Detailfragen, gerade rund um die Gründungsphase der Abtei. Daher hätte man sich durchaus eine entsprechende Einordnung der Ergebnisse seitens der Hg. gewünscht. So bleibt nur zu hoffen, dass die gezeigten Ansätze auch auf andere Fallbeispiele angewandt werden, um zu zeigen, wie exemplarisch die Rolle San Miniatos tatsächlich war.
Denis Drumm
(Rezensiert von: Denis Drumm)