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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,1 (2023) *.

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Katharina Gutermuth, Die Traditionen des Kanonissenstifts Obermünster in Regensburg (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte, N. F. 51/1) München 2022, C.H. Beck, 209* u. 686 S., 10 Abb., ISBN 978-3-406-10418-3, EUR 89. – Bisher waren die rund 260 in einem Pergamentcodex (München, Hauptstaatsarchiv, Kloster Regensburg – Obermünster Amtsbücher u. Akten 2; Altsignatur: KL Regensburg, Obermünster 5a) überlieferten Traditionen des im Früh-MA gegründeten Benediktinerinnenklosters und späteren Kanonissenstifts in der unvollständigen Ausgabe Franz Michael Wittmanns von 1856 heranzuziehen. Die Vf. hat nun eine mustergültige Edition der im Traditionscodex erhaltenen zehn Kaiserurkunden – von Karl III. 886/87 bis Heinrich IV. 1073 –, der Bischofsurkunde Ottos von Freising aus dem Jahr 1142 sowie der weiteren Einträge ab der Jahrtausendwende bis in die erste Hälfte des 14. Jh. vorgelegt, angereichert durch einen kurzen Anhang der fragmentarischen Einträge. In der gewichtigen Einleitung wird die Hs. grundwissenschaftlich erschlossen (äußere/innere Merkmale, Analyse der rund 60 Schreiberhände, Formular, wobei G. nach Alois Weißthanner eine in sieben Dokumenten gebrauchte subjektive, in den meisten Traditionen mit dreiteiligem Aufbau von Publicatio, Dispositio und testes-Reihe eingesetzte objektive und die seltene, doch über den gesamten Quellenzeitraum gebrauchte gemischte Fassung unterscheidet). Die Rechtsinhalte umfassen zumeist Übertragungen von Besitz und Personen, wobei sich ab dem ausgehenden 12. Jh. ein sich wandelndes Schenkungsverhalten nachzeichnen lässt. Nur etwa ein Viertel aller Traditionen bezieht sich auf Besitzübertragungen. Hinzu kommen ca. 30 Zensualenverzeichnisse, Erwähnungen von Kauf- und Tauschgeschäften, zwei Streitfälle sowie weitere Bestimmungen etwa bezüglich Rechten und Abgabepflichten unebenbürtig geborener Kinder. Es schließen sich eine kurze „Geschichte von Obermünster bis 1315“ (dem Jahr der ludovizianischen Regalienverleihung), knappe Biographien der Vorsteherinnen von der frühest datierbaren Wichpurg (1010–1030) bis zur 1822 verstorbenen Maria Josepha Felicitas von Neuenstein sowie eine Übersicht zu den Vögten und Pröpsten an. Von herausragendem Wert – ob nun für die Geschichte diverser Adelsfamilien bzw. -sippen wie der Kühbacher, Ebersberger, Bogener, Wittelsbacher, für die Geschichte Regensburgs, die Ortsnamenforschung oder die Sozialgeschichte (ab Ende des 12. Jh. häufen sich etwa die Einträge zu Berufsbezeichnungen) – ist dann die umfangreich eingeordnete und überzeugend datierte Edition der Traditionsbucheinträge, die noch im ausgehenden 15. Jh. in Rechtsstreitigkeiten als Schriftbeweis herangezogen und nachweislich erstmals von Wiguleus Hundt in seiner 1582 erschienenen Metropolis Salisburgensis ausgewertet wurden. Eine große Forschungsleistung und eine wichtige Publikation!

Christof Paulus

(Rezensiert von: Christof Paulus)