Klaus Pührer, Datierung nach Sonnenfinsternissen und ihre Sinnhaftigkeit für das Mittelalter am Beispiel österreichischer Annalen, Kiel 2022, Solivagus, 520 S., 242 Abb., ISBN 978-3-943025-37-8, EUR 76. – Kerninhalt dieser recht sonderbaren, aus einer Salzburger Diss. hervorgegangenen Arbeit ist die Besprechung von 16 Sonnenfinsternissen, die in den Jahren 550–1485 über dem Gebiet des heutigen Österreich zentral beobachtbar waren. Obwohl die österreichischen Annalen der Bände MGH SS 9 und 17 nur fünf dieser 16 Finsternisse tatsächlich erwähnen, stellt sie der Vf. in den Mittelpunkt seines Abgleichs moderner astronomischer Daten mit Notizen in ma. Geschichtsquellen. Der Versuch, auf diese Weise einen relevanten Beitrag zur mediävistischen Forschung zu leisten, scheitert weitgehend, zumal die zentrale Fragestellung (S. 185: „Können Sonnenfinsternisse dazu beitragen, die mittelalterliche Chronologie zu verifizieren?”) durch die wissenschaftliche Praxis der letzten Jahrhunderte längst beantwortet worden ist. Um in diesem Bereich genuin neue Erkenntnisse zu liefern, hätte es eines anderen methodischen Ansatzes sowie einer breiteren geographischen Perspektive bedurft. In seiner formalen Gestaltung changiert der Band zwischen Detailstudie und ausladendem Lehrbuch, wobei in diversen Präliminarkapiteln (S. 27–183) und zahllosen Exkursen allerlei vermeintlich Wissenswertes, in erster Linie jedoch Triviales und für die eigentliche Fragestellung Überflüssiges zusammengetragen wird. Hinzu kommt, dass sich der Vf. mit der aktuellen (v. a. fremdsprachlichen) Forschungsliteratur zu den behandelten Themen nur zum Teil vertraut gemacht hat, was sich bisweilen in unscharfen oder überholten Urteilen niederschlägt. Die in den Fußnoten zur Schau gestellte Vorliebe für Titel der Einführungs-, Tertiär-, Lexikon- und Handbuchliteratur verstärkt den Eindruck des Dilettantismus, welcher das Werk insgesamt umweht.
Philipp Nothaft
(Rezensiert von: Philipp Nothaft)