Manuel Kamenzin, Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150–1349) (Mittelalter-Forschungen 64) Ostfildern 2020, Thorbecke, 586 S., ISBN 978-3-7995-4385-9, EUR 68. – Die Heidelberger Diss., entstanden bei Bernd Schneidmüller, befasst sich in erster Linie mit den historiographischen Zeugnissen zum Tod der römisch-deutschen Herrscher des Hoch- und Spät-MA. Für den Zeitraum von 1150 bis 1349 untersucht K. die Berichte zum Verscheiden von insgesamt 19 Königen und Kaisern. Mit einem vorstellungsgeschichtlich geprägten Ansatz arbeitet der Vf. vor allem die narrativen Strategien der ma. Geschichtsschreibung heraus, mit denen die unterschiedlichen Todesarten und -umstände der Herrscher schriftlich inszeniert wurden. Den analytischen Rahmen bilden die Dispositive vom „guten“ und vom „schlechten“ Tod und damit ein Zugriff, der von Klaus van Eickels und Bernd Schneidmüller eingeführt wurde und hier systematisch weiterentwickelt wird. Abseits von Einleitung und Zusammenfassung gliedert sich die Monographie in drei Teile. In der „Hinführung“ erarbeitet der Vf. anhand von ausgewählten frühma. Quellen und der bisherigen Forschung die narrativen Grundschemata vom guten und vom schlechten Tod, die ihm im nächsten Großkapitel, „Sterben und Tod“, als Untersuchungsschablone dienen. Mit Heinrich (VII.), Friedrich II. und Friedrich dem Schönen befasst sich der Vf. in gesonderten Fallstudien. Auch den Todesumständen von Heinrich VII., Philipp von Schwaben, Wilhelm von Holland und Adolf von Nassau sind ausführlichere Betrachtungen gewidmet. Die Könige und Kaiser werden dabei nach Todesart sortiert untersucht, was eine gute Vergleichbarkeit ermöglicht. Zehn Herrscher des Untersuchungszeitraums starben einen gewaltlosen Tod, vier kamen gewaltsam ums Leben, Sonderfälle liegen beim Tod Friedrich Barbarossas und Ludwigs des Bayern vor. Insgesamt kann die Arbeit so sehr übersichtlich erschlossen und auch partiell ausgewertet werden, was außerdem durch ein Personen- und Ortsregister erleichtert wird. Angehängt ist ein längeres Kapitel zu den herrscherlichen Grablegen mit einer Fallstudie zu Speyer. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Darstellungen von Herrschertoden in der hoch- und spätma. Historiographie grundsätzlich zwar den zeitgenössischen Vorstellungen vom guten und vom schlechten Tod folgen, sich aber in der konkreten Ausgestaltung durch große Heterogenität auszeichnen. Zwar werden allgemeine moralische Wertungen und Zuschreibungen im Sinne dieser Muster vorgenommen, viel stärker sind die Darstellungen aber durch die je individuellen Umstände und auch (un)mittelbaren Folgen der Todesfälle und die damit in Zusammenhang stehenden Positionen und Intentionen der Schreiber beeinflusst. Das Sterben und der Tod der Könige und Kaiser haben jedenfalls, anders als etwa die Krönung oder sonstiges Herrscherhandeln, nicht in ritualisierter Form in den historiographischen Quellen Niederschlag gefunden. Insgesamt liegt eine abgerundete Studie mit quellengesättigten Überblicken und gewinnbringenden Analysen zu den behandelten Herrschertoden vor, die zweifellos eine Bereicherung für die Forschung darstellt.
Hendrik Hess
(Rezensiert von: Hendrik Hess)